Leserbrief der

vom 22.02.2021

Natur als Hindernis

Betrifft: Berichterstattung über angedachten Windpark

Beim Lesen des Artikels über Vorverträge zu einem angedachten Windpark bei Blütlingen fragt man sich: Wieso machen die das? Wozu ist ein Luftschloss gut? Dass Luftschlösser nicht real sind, bedeutet leider noch keine Wirkungslosigkeit. Nahezu alle Werbung beruht auf Luftschlössern, auch Illusionen genannt. Und damit das Anfeuern von Konsum und Produktion, die Gründe sowohl für den Reichtum von Wenigen als auch für die Klimakatastrophe.

Die Errichtung von Luftschlössern ist eine vorbereitende Maßnahme realer Bauten. Noch bevor gigantische Windkraftwerke die Landschaft dominieren werden, sind es Luft- und Wasserstoffschlösser, die den geistigen Horizont verbauen. Das größte davon ist die Illusion, dass alles so bleiben und weitergehen könnte, wenn nur die bisherigen Autos durch solche mit elektrischem Heiligenschein ersetzt würden und fossile Kraftwerke durch Windanlagen.

Um die Klimakatastrophe auszubremsen, braucht es aber überall Veränderungen, nicht nur bei der Stromerzeugung. Überall gibt es große Verschwendung, beim Militär, beim Verkehr, in der Produktion, beim Konsum, beim Bau, bei der Land- und Forstwirtschaft. Das meiste davon entsteht aus dem Gegeneinander von Nationen, Regionen, Betrieben und Individuen. Die Gesellschaft müsste zu einem Miteinander finden, um das Schlimmste zu verhindern. Das Dumme ist nur, dass über diese Notwendigkeiten kaum diskutiert wird. Es sind die Schatten der Luftschlösser, die sie verdunkeln und zu Tabus werden lassen.

Derzeit ist eine Windanlage nahe des Blütlinger Naturschutzgebietes nicht möglich. Aber was heißt schon "derzeit", wenn die Entwicklung dahin geht, den Natur- und Artenschutz immer weiter abzubauen? Weil er der Sehnsucht nach dem endlosen Mehr an Geld und Energie im Wege steht. Diese Entwicklung wird gefördert durch Versprechungen an Einheimische, auch ein paar Krümel vom großen Kuchen abzubekommen. Wenn man die Natur als Hindernis sieht, braucht man auch ein paar Hilfskräfte vor Ort, um diese zu beseitigen.

Gut zu erkennen an der Kreistagssitzung im Dezember, als es um die Ausweisung neuer Windvorrangsgebiete ging. Obwohl sich die meisten Redebeiträge kritisch zu dem Antrag äußerten, wurde er mehrheitlich angenommen. Ein kurzer Hinweis auf die von Altmaier vorgeschlagenen Schmiergelder an die Gemeinden hat mehr Wirkung als ausführlich begründete Bedenken. Im Gegensatz zur Eile bei der Durchsetzung von Windanlagen steht die Weile bei der ­Erstellung des Landschaftsrahmenplans, der den Zustand und die Schutzwürdigkeit der Natur feststellen sollte. Dass im ganzen Bundesgebiet unser Landkreis einer von zweien ist, die noch keinen LRP fertiggestellt haben, sollte zu denken geben.

Jobst Quis,
Molden

Bearbeitet am: 25.02.2021/ad

Bezugsquelle der EJZ

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